Nato-Geheimarmeen in Europa by Daniele Ganser Carsten Roth

Nato-Geheimarmeen in Europa by Daniele Ganser Carsten Roth

Autor:Daniele Ganser,Carsten Roth
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783280038604
Herausgeber: Bookwire GmbH
veröffentlicht: 2015-09-22T16:00:00+00:00


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Der geheime Krieg in Luxemburg

Von allen drei Beneluxstaaten ist Luxemburg bei weitem der kleinste Staat. Genau wie Belgien und die Niederlanden wurde auch dieses Land während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht eingenommen und besetzt. Doch anders als Belgien, wo eine Kommission des Senats die Geheimarmee untersucht hatte, oder anders als die Niederlande, wo Historiker das Netzwerk recherchiert hatten, wurden in Luxemburg bisher nur in sehr begrenztem Umfang Informationen über die nationale Stay-behind verfügbar gemacht.[641]

Wie Premierminister Jacques Santer am 14. November 1990 in seiner Antwort auf einen Dringlichkeitsantrag des Parlamentariers Charles Goerens von der Demokratischen Partei vor seinem Parlament betonte, wurden auch kleine Länder in das kontinentale Netzwerk der geheimen Stay-behind-Armeen einbezogen. Wie in Belgien und in den Niederlanden wurde die Idee aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs geboren, als in Luxemburg ähnliche Netzwerke existiert hatten. Doch sie kämpften mit nur begrenztem Erfolg gegen die deutschen Besatzungstruppen. Luxemburg trat der NATO schon bei der Gründung im Jahr 1949 bei, und seither wurden die geheimen Netzwerke von der militärischen Allianz koordiniert.

«Das Wort Gladio ist ein Begriff, der für die italienische Struktur verwendet wurde. Der Begriff, der international und innerhalb der NATO verwendet wird, ist Stay-behind», erklärte der Premierminister die Terminologie der Geheimarmee den erstaunten Parlamentariern. «Dieser Begriff stellt das Konzept einer Organisation dar, die so geplant ist, dass sie hinter den Fronten eines militärischen Konflikts aktiv wird, also im Fall einer feindlichen Besetzung des Territoriums. Dieses Konzept wurde von der NATO entworfen. Die Idee selbst stammt aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, während dessen zu Besatzungszeiten ähnliche Netzwerke eingerichtet wurden, also in einem besonders schwierigen Umfeld und unter feindlicher Kontrolle.» Nie wieder, so präsentierte der Premierminister das Grundprinzip des geheimen Netzwerks, sollte ein Land so schlecht auf einen Krieg und eine mögliche Besetzung vorbereitet sein: «Um in Zukunft die gleiche Vorbereitungslücke zu vermeiden, wurde entschieden, die Grundlagen einer derartigen Organisation bereits in Friedenszeiten vorzubereiten.» Während bestimmte Mitglieder des Parlaments dachten, dass die von der NATO geführte Armee die Souveränität europäischer Staaten verletzt hatte, behauptete Premierminister Santer, der später als Präsident der EU-Kommission diente, dass dies nicht der Fall gewesen sei: «Alle NATO-Staaten in Mitteleuropa haben an diesen Vorbereitungen teilgenommen, und Luxemburg konnte sich dieser internationalen Solidarität nicht verweigern. Jeder Mitgliedsstaat konnte seine eigenen Strukturen definieren. Deshalb, obwohl die NATO der Initiator und Koordinator des Stay-behind-Netzwerks war, blieb jedes Land der Leiter seines eigenen nationalen Beitrags.» Als Folge wurde auch das Stay-behind-Netzwerk von Luxemburg von der NATO koordiniert und nahm somit an den geheimen Konferenzen des ACC und des CPC teil, auch an der Konferenz am 23. und 24. Oktober 1990 unter dem Vorsitz des belgischen Generals Van Calster.

Weder die Namen noch die Anzahl der Agenten, die der geheimen Stay-behind-Armee in Luxemburg angehörten, wurden aufgedeckt, und der Premierminister bestätigte lediglich, dass der Geheimdienst von Luxemburg, der Service de Renseignements, das Netzwerk betrieben hatte. «Die Agenten dieses Stay-behind-Netzwerks wurden vom Geheimdienst auf freiwilliger Basis rekrutiert, entsprechend den Kriterien, die ihrem Beruf und ihrem Wohnort entsprechen.» Der Premierminister deutete an, dass die Stay-behind



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